Auch wenn man es nicht darauf anlegt, ein Genie zu werden, sondern eher in kleinerem Maßstab Ideen entwickelt, kann man sich diese Botschaft von Gertrude Stein ja einmal merken. Denn man kann nicht immer nur „machen“ – „es“ braucht auch Zeit, zu reifen. In der Kreativitätstheorie nennt man diese Phase des Brütens, die von Außen aussieht wie Nichtstun, Inkubationsphase. Alles Quatsch, sagen Sie, Ausreden, um die eigene Faulheit zu rechtfertigen? Mitnichten. Gertrude Stein ist mit ihrem Rezept weit gekommen: sie war erfolgeriche Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin, ein veritabler mover and shaker im Paris der Zwanziger. Und die Theorie von der Inkubationsphase haben zwei Mathematiker entwickelt – ein Berufsstand, der eher mit Nüchternheit assoziiert wird als mit exzessivem Nichtstun. (Dass auch in den Naturwissenschaften haufenweise Kreativität vorkommt, ist wieder ein anderes Thema.)
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