Diesmal ist der Schnipsel der Woche ein Gedicht. Wenn Sie Bücher mögen, sollten Sie es lesen. Unbedingt! Geschrieben wurde die Ode an das Buch von Pablo Neruda, dessen intensiv sinnliche, manchmal auch schmerzvoll-dunkle Dichtung ich sehr mag. Hier das vollständige Gedicht:
Ode an das Buch
Buch,
herrliches
Buch,
du winziger Wald,
Blatt
an Blatt,
nach Urstoff
duftet
dein Papier,
morgendlich bist du
und nächtlich,
kornhaft
und ozeanisch,
Bärenjäger
füllen deine uralten Seiten,
offenes Feuer
am Mississippi,
Kanus
auf den Inseln,
später
Wege
und Wege,
Entdeckungen,
Völker
im Aufruhr,
wie ein blutender
verwundeter Fisch
zuckend im Schlamm: Rimbaud,
und die Schönheit
der Brüderlichkeit,
Stein um Stein
erhebt sich das Menschenschloss,
Schmerzen weben
die Standfestigkeit,
solidarische Taten,
geheimes
Buch
von Tasche
zu Tasche
heimliche
Leuchte,
blutroter Stern.
Wir,
die wandernden
Dichter,
erforschen
die Welt,
an jeder Tür
empfing uns das Leben,
wir nehmen teil
am irdischen Kampf.
Und was war unser Sieg?
Ein Buch,
ein Buch , menschlicher
Berührungen voll,
wimmelnd von Hemden,
ein Buch
ohne Verlassenheit, mit Menschen
und Werkzeug,
ein Buch
ist der Sieg.
Es gedeiht und fällt
wie alle Früchte ab,
nicht Licht nur birgt es,
nicht Schatten nur,
es verlischt
und entblättert,
geht in den Straßen
verloren,
sinkt auf die Erde nieder.
Dichtwerk
von morgen,
wiederum
auf deinen Seiten
sollst du
Schnee haben und Moos,
auf daß ihre Spuren
einprägen
Schritte
und Augen:
Von neuem
beschreib uns die Welt,
die Quellen
im Dickicht,
den Hochwald,
die polaren Planeten,
und auf den Wegen
den Menschen,
vorwärtseilend
in der Wildnis,
auf dem Wasser,
im Himmel,
in der nackten Meereseinsamkeit,
den Menschen,
der die letzten Geheimnisse
enthüllt,
den Menschen,
heimkehrend
mit einem Buch,
den Jäger nach der Rückkehr
mit einem Buch,
den pflügenden Bauern,
mit einem Buch.
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