Paradoxe Sätze geben unseren Hirnen oftmals ordentlich was zu knacken – und haben dadurch manchmal einen hohen Erkenntniswert. Einsichten, die sich gar nicht oder nur sehr weitschweifig in Worte fassen lassen würden, stellen sich blitzschlagsartig ein, gehen einem durch Mark und Bein.
Die Kōans des Zen-Buddhismus machen sich diesen Effekt legendär zu nutze – kein Kampfkunstfilm, in dem nicht Schüler oder Schülerin vom Meister mit scheinbar unauflösbaren Fragen oder völlig dadaistischen Sätzen gequält wird (Begriffserklärung bei Wikipedia; eine Sammlung moderner Kōans).
Doch auch in der abendländischen Gegenwart funktioniert dieser Effekt. Der Wiener Lyriker und Zeichner Anselm Glück beherrscht ihn virtuos. Unser Schnipsel der Woche 24 stammt aus seinem wunderbaren Band „rastlose lethargie“ (auch so ein potenter Widerspruch!), der beim Wiener Verlag Edition Splitter erschienen ist. Bücher aus diesem wunderbaren Verlag haben wir hier schon öfters vorgestellt: einen Band über Schreibrituale und ein kleines Bändchen mit aphoristischen Bemerkungen einer sehr klugen, dementen Frau, gesammelt von ihrer Tochter. Klare Leseempfehlung, für alle diese Bücher!
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